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Planung des Kirchenneubaus
Der Kirchenbauausschuss, besteht aus Lehrer Franz Bücherl, Bürgermeister Johann Scheuerer, Andres Eiber, Josef Nirschl, Ludwig Bauer und Hans Rückerl mit dem Hauptinitiator Kooperator Josef Zöllner aus Tiefenbach, hatte im Vorfeld sehr viele Aufgaben zu erledigen. Zunächst einmal musste die Finanzierung des Bauvorhabens gesichert sein. Das Geld für den Bau entstammte verschieden Quellen:
- Erlös aus dem Verkauf von Holz, das aus dem Gemeindewald geschlagen wurde; dieses wurde zum Teil auch für den Dachstuhl und die Inneneinrichtung verwendet.
- Verkauf von „Bausteinen“
Bei diesen „Bausteinen“ handelte es sich um kleine Heiligenbildchen, auf deren Rückseite Gebete standen. Für eine Mark konnte ein solcher „Baustein“ erworben und damit der Bau der Kirche unterstützt werden. Zum Verkauf dieser Bilder nahmen die meist jugendlichen Sammler weite Fußmärsche auf sich (Oberviechtach, Cham). - Spenden durch die Irlacher Bevölkerung.
- Zuschuss des Bischöflichen Ordinariats Regensburg.
- Restfinanzierung durch die Gemeinde.
Die Gesamtkosten, die auch das Anfügen des Vorbaus und der Sakristei sowie die Innenausstattung beinhalten, beliefen sich auf ca. 51.000 DM. Des Weiteren musste der endgültige Bauplatz gefunden werden. Zunächst hatte man das bereits 1912 ausgewiesene Grundstück an der Straße nach Hoffeld ins Auge gefasst, doch der Besitzer hatte Bedenken gegen die Grundstücksabtretung. Als Alternative bot sich der heutige Kirchplatz an, ein Grundstück, das ursprünglich zum alten Schulhaus gehörte und sich im Besitz von Georg Häusler (Andreas Fischer) befand. Dieser erklärte sich bereit, das Land im Tausch für die „Hirtenwiese“ zur Verfügung zu stellen. Daneben mussten noch kleinere Grundstücksbewegungen durchgeführt werden; so stellte Alois Dirscherl mehrere Quadratmeter Grund für die Zufahrt zur Verfügung; Michael Plattmeier übergab für den neuen Kirchplatz einen Teil seines Gartens im Gegenzug zu einem Gemeindegrundstück.
Die Bauleitung wurde an Maurermeister Ludwig Bauer übertragen. Für die Planung zeichnete das Architekturbüro Hermann aus Waldmünchen verantwortlich. Naturgemäß existierten mehrere Entwürfe für den Kirchenneubau. An sich sollte das neue Gotteshaus als Schulkirche (d.h. einmal wöchentlich wird als Teil das Religionsunterrichts eine hl. Messe abgehalten) und für Beerdigungen konzipiert sein; aus diesem Grund wirkt die Kirche für ein relativ kleines Dorf wie Irlach ungewöhnlich groß. Der dazugehörige Friedhof war ebenfalls geplant, ja selbst Bodenproben waren schon entnommen. Er sollte sich etwas außerhalb des Dorfkerns beim heutigen Anwesen Schindler befinden. Der damalige Pfarrer von Tiefenbach; Wolfgang Daiminger, stand diesem Vorhaben nicht wohlwollend gegenüber. So werden heute noch die Irlacher Bewohner auf dem Tiefenbacher Friedhof beerdigt.
Durchführung des Kirchenbaus und spätere Erweiterung
Nach Abschluss der Planungen für den Kirchenbau
konnte im Herbst 1949 mit dem Ausheben der Kalkgrube und dem Abstecken des Grundrisses der Bau begonnen werden, der Mörtelsand wurde dem „Kreuzbergzellenacker“ von Andreas Eiber entnommen. Der hereinbrechende Winter verhinderte zunächst eine Fortsetzung der Bautätigkeit, ehe im Mai 1950 die Mauerarbeiten beginnen konnten.
Mit Kuhgespannen brachten alle Irlacher Landwirte Feldsteine, mit denen die Außen- und Grundmauern der Kirche gefertigt wurden. Schon bald war die Errichtung
von Holzgerüsten erforderlich, damit das hochziehen der Mauern sowie des Turms zügig voran gehen konnte. Die Hauptarbeit leistet dabei wiederum die Dorfgemeinschaft, allerdings wirktenauch fremde Arbeiter mit. Diese arbeiteten vor allem in der Zeit zwischen Aussaat und Heuernte, da die Entlohnung dann günstiger war. Noch einmal sollte erwähnt werden, dass der Hauptinitiator Kooperator Josef Zöllner ebenfalls nach besten Kräften Hand anlegte.
Das Vorhaus und die Sakristei waren in dieser
Bauphase noch nicht enthalten. Das Erstellen der Rosette an der Ostseite war sehr problematisch. Die Schreiner Josef Nirschl (Schuster) ausgegossen wurde. Vom Regensburger Glaskünstler Schwarzmeier erhielt die Rosette ihre bunte Erscheinung. Beim Eindecken des Daches half die Irlacher Bevölkerung besonders fleißig mit. Lediglich das bereits mit Dachstuhl versehene Turmdach musste noch einmal abgerissen werden, weil dessen Dachschräge genauso war wie die des Kirchenschiffes und das Turmdach so optisch zu niedrig schien. Daher wurde nachträglich ein viel steilerer Dachstuhl aufgesetzt, auf dessen Spitze zuletzt das goldene Kreuz montiert wurde.
Natürlich durfte auch das Geläut nicht fehlen; über den Bruder des in Irlach ansässigen Schulleiters
Franz Bücherl, Pfarrer Rupert Bücherl, organisierte man aus Straubing eine neue große Glocke. Die vorhandene Glocke wurde aus der alten Kapelle übertragen und wird noch heute auf dem Turmboden gelagert. Parallel zur Errichtung des Mauerwerks begann man mit der Ausstattung des Innenraums. Die Wände des Kirchenschiffs wurden mit Kalkmörtel glatt verputzt und eine ebene Holzdecke aufgesetzt, die mit Stuckleisten versehen wurde, so dass die heutige Kassettendecke entstand. Für das Presbyterium fertigte der Schreiner Josef Nirschl (Schuster) in Zusammenarbeit mit dem Neunburger Bildhauer Mauermann einen Holzaltar mit dem Motiv des gekreuzigten Christus. Johann Bücherl (Wachter) stellte die Eingangstür, den Beichtstuhl und die Kommunionbank her. Solnhofer Platten bildeten den Fußbodenbelag.
Sicherlich ein markantes Ereignis war der Besuch von H .H .Erzbischof Dr. Michael Buchberger, der in der Nähe Irlachs bei einer Firmung weilte und die Gelegenheit nutzte, die Baustelle zu besichtigen.
Mit Beginn des Winters 1950/51 war der Kirchenbau soweit fertiggestellt, dass Weihnachten 1950 die erste hl. Messe gefeiert werden konnte. Die Christmette am 24. Dezember, zelebriert von Koop. Josef Zöllner, war zugleich der Einweihungsgottesdienst. Zuvor erhielt er am 5. Dezember die oberhirtliche Vollmacht zur Benedizierung des Kirchenneubaus. Da die Bestuhlung noch fehlte, mussten die Gottesdienstbesucher ihre Sitzgelegenheiten selbst mitbringen. In einer feierlichen Prozession wurde die Marienfigur aus der Kapelle in die neue Kirche überführt.
Geplante Ergänzung nahm man im Jahr 1951 vor, so wurde zum einen das Vorhaus an der Westseite des Gebäudes, zum anderen die Sakristei an der Südseite angefügt. Bis dahinbereiteten sich Priester und Ministranten im Erdgeschoss des Turmes auf die Gottesdienste vor. Des Weiteren errichtete man aus Naturstein neben der Sakristei die Mariengrotte, in der bis heute die Marienfigur der Kapelle ihren würdigen Platz gefunden hat. Die Schreiner Josef Nirschl (Schuster), Johann Bücherl (Wachter) und Johann Zangl (Konrad), statteten den Innenraum mit den noch fehlenden Kirchenstühlen aus. Die verschiedenen Kreuzwegstationen wurden größtenteils von Privatpersonen aus Irlach gestiftet, wobei für ein Bild 100,- DM zu bezahlen war. Zuletzt verputzte man das Gotteshaus außen mit weißem Naturputz wobei man das charakteristische Natursteinmuster an den Kanten freiließ. Das Gesamtziel war, das neue Gebäude harmonisch in die Oberpfälzer Landschaft einzufügen.
Im Jahre 1956 fasste man den Entschluss, in Regensburg beim Glockengießer Georg Hofweber (Firma Karl Hamm Nachf.) die große Irlacher Glocke umgießen zu lassen, da die Anschaffung einer zweiten kleineren Glocke mit hellerem Klang geplant war und beide Glocken akustisch harmonieren sollten. Ein Glockenfest rundete damals das Einsetzen der beiden neuen Klangkörper ab. Bis Enden der 60er Jahre das elektrische Geläut eingebaut wurde, musste Mesner Johann Betz (bzw. Georg Spichtinger) dreimal pro Tag per Hand die Glocken läuten. Die Glocken läuten jeden Tag frühmorgens und mittags, am Abend ruft die große Glocke zum Engel des Herrn auf, während anschließend die kleine Glocke an ein Gebet für die Verstorbenen erinnert. Die Kleine Glocke dient darüber hinaus als Sterbeglocke und wird immer dann geläutet, wenn ein Dorfbewohner verstorben ist.
Die erste Renovierung war 1972 mit einer teilweisen Erneuerung des Außen- sowie Innenanstrichs nötig. Außerdem erhielt der Kirchturm ein neues Kupferdach. Eine nachträgliche Ergänzung war 1975 die Installation einer Elektroheizung, die vor allem im Winter für angenehme Temperaturen während der Gottesdienste sorgt.
Der heutige gelbliche Außenputz wurde erst 1987 anlässlich einer Renovierung zum
90-jährigen Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Irlach aufgetragen, da der ursprüngliche Verputz an vielen Stellen schadhaft war. Bei diesem Fest sammelte der gebürtige Irlacher Josef Scheuerer einen ansehnlichen Geldbetrag als Grundstock für die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes, die im Jahr 1990 durchgeführt wurde. Heute präsentiert sich der Vorplatz als ein durch Blumenrabatten, Bäume und Sitzgelegenheiten aufgelockerte Rasenfläche mit kopfsteingepflasterten Zugangswegen, der als echtes Schmuckstück des Dorfes angesehen werden kann.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Gotteshauses im Jahre 2000 wurde die Kirche wieder renoviert. Neben der kompletten Sanierung der Sakristei erstrahlen auch die Altäre und der Kreuzweg im neuen Glanz; darüber hinaus wurde der brüchige Fußbodenbelag des Vorhauses durch neue Granitplatten ersetzt. Verantwortlich dafür war der Kirchenausschuss mit den Mitgliedern Dekan Georg Bäuml, Bürgermeister Johann Müller, Gemeinderatsmitglied Gerhard Bücherl, Mesnerin Hildegard Rettinger, Pfarrgemeinderatsmitglied Ernst Dirscherl, Gerhard Nirschl, Hans-Jürgen Eiban und Alfred Plattmeier.
Bis zur Gebietsreform im Jahr 1972 befand sich die Kirche im Besitz der Gemeinde Irlach, während heute die Gemeinde Tiefenbach für Erhalt und Pflege des Kirchengebäudes zuständig ist.
Die nächste Sanierung erfolgte im Jahr 2015. Es waren wieder Schäden am Putz der Außenfassade der Kirche und am Turm aufgetreten. Die Kosten beliefen sich auf rund 45.000 Euro. Die Diözese Regensburg hat einen Zuschuss in Höhe von 18 % der tatsächlich entstandenen Kosten in Aussicht gestellt. Sollten die geplanten Kosten überschritten werden, erklärten sich die Vertreter der Kirchenverwaltung Irlach bereit, die Restsumme beizusteuern. Es wurden ca. 60 qm Grundputz und Oberputz aufgebracht, Spengler- und Blecharbeiten wurden durchgeführt, ein Glaser hat das runde Fenster (Bleiverglasung) an der Ostseite saniert und dabei die bestehende Scheibe größtenteils wiederverwendet. Am Turm wurden zwei Lüftungsöffnungen erneuert. Im Rahmen der Erneuerung der Wasserversorgung bekam die Kirche einen Wasser- sowie einen Abwasseranschluss.
Quelle: Chronik 50 Jahre St. Josef Irlach